Jedes echte Gebet mündet letztlich in kindliches Vertrauen.

 

Frère Roger Schütz

 

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Wer sich geliebt weiß, der kommt nicht als Bettler. Er kommt aufrecht und selbstbewusst.

Auch kommt er nicht erst dann, wenn er etwas vorweisen kann.

 Er leistet es sich, seine Bedürftigkeit zu zeigen, denn er weiß sich geliebt.

 Ich bin überzeugt, dass all die zaghaften Ahnungen von Gott ihren Ursprung nirgends anders haben können

als in einem kindlichen Vertrauen. Was war die Theologie Jesu: Sie war einzig und allein Vertrauen. /…/

 Vertrauen ist die einzige Gabe, die unserem Dasein den Himmel nahe bringen kann.

 

Martin Schleske, KlangBilder, S. 37ff

 

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Geh ich zeitig in die Leere

 Komm ich aus der Leere voll.

 Wenn ich mit dem Nichts verkehre

 Weiss ich wieder was ich soll.

 

 Bert Brecht

 

Das „Nichts“, das ganz andere, das Geheimnis. Manche nennen es Gott.

 

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… Nicht extra sagen: Jetzt bete ich für Sie! Bete immer für den anderen, dein Sein soll ein Gebet für ihn sein. In deinem Nichtbewussten bleibst du ihm immer zugewandt. Du musst dich nicht konzentrieren und die Augen schliessen, um gezielt an ihn zu denken.

 

Friedrich Weinreb, Wort - Sprache - Sprechen, S. 270

 

 

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Es braucht Menschen, die sich alles, aber auch alles zum Guten gereichen lassen.

 

Dietrich Bonhoeffer

 

 

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Wir haben gerade die Worte Christi gehört. Es ist zwecklos, sich selbst zu lieben, sich vor den Gefahren

des Lebens zu hüten. Die Geschichte stellt die Menschen in diese Gefahren,und wer ihnen ausweichen will,

verliert sein Leben. Wer hingegen aus Liebe zu Christus sich in den Dienst der anderen stellt,

wird leben, wie das Weizenkorn, das stirbt, aber nur dem Scheine nach. Stirbt es nicht, so bleibt es allein.

Die Ernte setzt das Sterben voraus. Nur was sich auflöst, trägt Frucht.

 

Oscar Romero, In meiner Bedrängnis S.335 – aus seiner letzten Predigt

 

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"Wir müssen die Denkweise ablegen, dass es höhere und niedere Kulturen gibt.“

 

Aus einer Anspreche von Papst Franziskus in Chile; SZ, 19.1.2018

 

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Hängen wir denn nicht tatsächlich in der Luft, leiden wir nicht an einer einzigen Krankheit:

der Sucht nach Stabilität.

 

Marc Chagall, Mein Leben, S. 173 – nach dem Durchgang durch die Russische Revolution und den ersten Weltkrieg

 

 

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So näherten wir uns in dem langsam weiterrückenden Zug der letzten Stacheldrahtsperre. Als unser Wagen

sie erreicht hatte, knipste ich mir ein Stückchen Stacheldraht ab, fünf Zentimeter lang, das ich bewahren wollte als Erinnerung an die Gefangenschaft. In ihr hatte ich Freiheit kennengelernt, weil ich zu denken begonnen hatte, vor allem aber, weil die Gefangenschaft mit dem äußersten Grad der Besitzlosigkeit und der physischen Gefährdung begonnen hatte. Dieses „Nullgefühl“ erlebt zu haben, mehr noch, mich in dieser „Nullstunde“

kennengelernt zu haben, dies immerhin gab mir etwas wie Zuversicht. /…/ Die Sehnsucht nach diesem „Nullgefühl“ –

und damit nach der denkbar grössten inneren Freiheit – habe ich nie verloren.

 

Dankwart Graf von Armin, Als Brandenburg noch die Mark hiess, S.299f

 

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27. Januar (1945)

 

/…/ Der Artilleriebeschuss ist etwas stärker geworden, und da nichts darauf hindeutet,

dass die Stadt verteidigt wird, nehmen wir an, dass die Russen im Laufe des Tages bei uns erscheinen werden.

 

Die Losungen haben heute eine besondere Überraschung für uns: „Gib mir Sohn, dein Herz und lass deinen Augen meine Wege wohlgefallen.“ Das ist mein Taufspruch und kann nur höchste Alarmbereitschaft bedeuten. Bleib hier, halt die Augen offen! Denk nicht mehr: Wie komm‘ ich hier heraus? Sieh doch, wie sie den Kopf verlieren,

die so denken. Bleib hier, ganz nah bei mir, dann sollst du meine Herrlichkeit sehen.

 

Hans Graf von Lehndorff, Ostpreussisches Tagebuch, S.22

 

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Dem Menschen wird hier gezeigt: /…/ Wagst du den letzten Schritt, auch wenn dir das Wasser

schon bis zum Kinn ragt? Wagst du diesen Schritt, dass dir das Wasser bis über die Lippen steigt,

den entscheidenden Schritt?

 

Friedrich Weinreb, der Weg durch den Tempel, S. 178

 

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Nada te turbe

 

Nichts muss dich ängstigen,

 nichts dich verstören –

 all das vergeht,

 

 Gott wird dir nicht untreu,

geduldiges Harren

 sucht alles in Ihm,

 

 wer zu Gott sich hinwendet,

 nichts bei dem fehlt,

 Gott Seinetwegen lieben – erst das ist genug.

 

Teresa von Avila zugeschrieben

(Übertragung: Reinhard Körner OCD)